2015-12-27

Besser als Google

Wer kennt sie nicht - Leute, die einfach ALLES wissen, die ALLES können und schon Erfahrungen in einfach jedem Bereich gemacht haben. Leute bei denen man fast keine zwei Sätze in eine Unterhaltung einbringen kann, ohne dass sie es besser wissen oder gar deine Gedanken für dich beenden wollen. Leute, die dir nach dem Mund sprechen wollen und am Ende einfach nur lauthals Kund geben, dass sie eigentlich nicht richtig darüber nachgedacht haben. Leute die dir sagen, dass sie seit Jahren und sowieso seit schon immer gebisslos reiten und dich beim Trensen der Hackamore fragen, wie herum man das "aufsetzt". Leute, die dir weissmachen, dass alles, was du dir in Jahrzenten erarbeitet hast eigentlich Quatsch ist, weil sie es besser wissen - weil, dass hat ihnen ihr Pferd gesagt. Leute, die dir sagen, dass sie sicher besser mit deinen Pferden umgehen können, da sie ganz andere Ansätze haben (aber weder dich noch deine Pferde jemals in Aktion gesehen haben). Leute, die vor 30 Jahren aufgehört haben, sich zu bilden, weil sie da bereits das Stadium der Erleuchtung erreicht haben. Leute, die dir sagen, dass ihr Pferd es liebt, geritten zu werden (Ich glaube, dass es kein Pferd "LIEBT"...andere Diskussion...). Leute, die sagen "seitlich gehen", und "so die Beine hochschmeissen im Stand". Leute, die Dressur für Pferdequälerei halten ohne zu wissen, dass es die Grundlage jeder gesunden Reitweise ist. Schlicht, Leute, bei denen man fast wortgenau die Bücher bei Amazon findet, die aber eigentlich mal als Mädchen Ferien auf dem Ponyhof gemacht haben... 
Ich reite seit über 20 Jahren und ich lerne ständig dazu. Ich bin froh, dass ich was lernen kann. Ich fall auch runter (darüber bin ich nicht so froh). Aber bitte, liebe Ponyhofferienbesucherinnen, verschont mich mit euren vertäumten Geschichten, in denen ihr die einzigen wart, die den grossen, schwarzen, unreitbaren Friesenhengst mit eurer Pferdeflüsterei vor dem Schlachter bewahren konntet.
Karamo war ein unreitbarer Schlachthofkandidat. Ich hab das mal erlebt. Es war sicher kein Zuckerschlecken, es war auch kein Wunderwerk. Es war eine Geduldsprobe, es war gefährlich, es war langjährig, es war nicht endgültig und es war eine unglaublich grosse und sehr lehrreiche Erfahrung für mich.
Es gibt auch nur eine Reiterin, welcher ich ohne Bedenken meine Quehaja gebe, da auch diese Stute so ein Kandidat ist, die unter anderen Umständen, unter anderen Reitern als unreitbar eingestuft werden würde. Diese Reiterin spricht nicht darüber, wie toll sie ist, sie ist es einfach. 
Die grössten reiterlichen Enttäuschungen sind die, die mir von ihren reiterlichen Wunderkünsten erzählen.
Ich rede nicht, weil ich mal in den Film "Der Pferdeflüsterer" geschliffen wurde (ich hasse Pferdefilme). 

Ich rede, wenn man mich fragt, wenn ich eine sichere Antwort habe, wenn ich Erfahrungen habe, wenn ich Beispiele KENNE, wenn ich eine ehrliche Meinung habe. Ich sage, wenn ich etwas nicht weiss, wenn ich mich für etwas nicht wirklich interessiere und mir daher auch keine Meinung bilden konnte. 
Kann man nicht einfach harmonisch beieinander sein? Muss man immer versuchen, den anderen zu übertrumpfen? Entweder, ihr macht alles so wie ich oder ihr macht es falsch?
Muss man nicht! Wir haben Pferdefreunde, die ganz viel anders machen, mit denen wir aber einfach nur SEIN können. 
Bitte versucht einfach ihr selbst zu sein und nicht irgendeine erleuchtete Witzfigur. Das beeindruckt niemanden! Das stösst einfach nur ab...



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