2014-12-11

Eine Odyssee mit Happy End

 Träume müssen ja nicht immer Träume bleiben. Sie können ja auch einfach mal wahr werden. Mann kann sich doch einfach aufraffen und dafür kämpfen. Den Meisten fällt das Glück nicht in den Schoss und sie müssen viel dafür tun. Ich finde, was man sich hart erarbeitet, ist doppelt so viel wert.  Aber ich weiss auch, dass man manchmal aufgeben will.
Ende 2012 habe ich Anzeigen im Internet durchforstet. Ich war auf der Suche nach der perfekten Kutsche. Ich hatte einige Eckdaten, die unbedingt erfüllt sein sollten... Ich wollte 6 Sitze, eine Hintertür, ein Treppchen, Holz, einen offenen, aber stabilen Rahmen und Autoreifen. Nach wochenlanger, erfolgloser Suche, habe ich also diese Eckdaten zusammengafasst und eine Anfrage ins Netz gestellt. Kurze Zeit später schickte mir eine Holländerin das Bild einer Kutsche mit genau dem, was ich suchte. Ein Rohdiamant sozusagen. Der Preis den die Dame mir nannte, war allerdings ein herber Rückschlag und so setze ich alles auf eine Karte und bot ihr ein Drittel des Preises an. Ich dachte, Höllander handeln gern. Diese Holländerin hat sich allerdings nicht mehr bei mir gemeldet. Ein paar Tage später fand ich "meine" Kutsche in den Kleinanzeigen und nur noch für den halben Preis. Ganze drei Wochen später bekam ich dann plötzlich ein Mail, dass mein Angebot gerne angenommen wird! Ich konnte es kaum glauben und habe sofort alles in Bewegung gesetzt, um die Kutsche nach Hause zu bringen. 
Making Off unserer Traumkutsche:
Ankunft 22.11.2012
Viel Arbeit, aber das wird mal ein Traum
Mit Treppchen und Türchen 
Die Felgen müssen unbedingt dunkel gestrichen werden
Mein Bruder war gerade zu Besuch und wir haben uns schon auf eine Probefahrt gefreut. Das böse Erwachen kam, als wir die Kutsche ausparkten, um unsere Isabel anzuspannen: Keine funktionierenden Bremsen! Jonas hat sich sofort drangesetzt, um die Scheiben zu tauschen - leider waren die alten zugeschweisst. So wurde die Achse abgebaut und kam einige Zeit später zum Mechaniker, wo sie dann über 6 Monate in der Ecke stand.
So haben dann meine Kinder und ich angefangen das Holz abzubauen, um es irgendwann einmal zu schleifen.


Es verging viel Zeit in der die Kutsche, oder besser, die Karosserie der Kutsche im Regen vor sich hin rostete.
Die Bänke wurden in 6 verschiedenen Lacken überstrichen, einer hässlicher als der andere. Ich hatte keine Schleifmaschine und auch nicht wirklich viel Zeit. Also ging die Arbeit mühsehlich voran.
Immerhin bekamen beide Kutschen - also der Sylki und die rostige Karosserie - einen schönen Stellplatz.

Ein Kumpel von Jonas bot mir seinen Bandschleifer an und ganz liebe Wintergäste, die inzwischen Freunde sind, bestellten ohne mit der Wimper zu zucken die passenden Bänder im Internet und baten die Verwandtschaft, sie doch einfach bei ihrem geplanten Besuch mitzubringen. Plötzlich konnte ich gar nicht so schnell aufräumen, wie die Bretter geschliffen waren.

Die richtigen Farben hat mir eine ganz nette Malermeisterin bestellt. Sie hat sich wirklich ins Zeug gelegt und sich informiert, damit ich genau das bekomme, was ich mir vorgestellt habe: ich wollte gern ein Produkt, welches das Holz extrem schützt, es aber nicht optisch verändert. So haben wir ein Produkt bekommen, welches mich eigentlich an Bastelkleber erinnert. Es schützt das Holz über viele Jahre und man sieht es einfach nicht. Das Holz wirkt, als wäre es gerade aus der Fabrik gekommen. Für den Rahmen habe ich mir ein "After Eight" Grün gewüncht. Ein Grün, welches so dunkel ist, dass es ohne direkte Sonnenstrahlen ein Schwarz ist. 
Tatsächlich habe ich erst in diesem Oktober begonnen, zu streichen und das Kutschenpuzzle vorzubereiten.

  Zwischenzeitlich war auch die Achse mit den neuen Bremsen da und wie es der Zufall so will, haben wir uns kurz zuvor entschieden, uns von meinem kleinen Corsa zu trennen. Da kam Jonas eine unglaublich tolle Idee: die Felgen wären ein Augenschmaus!

...natürlich wäre es ja einfach zu schön gewesen, wenn die Felgen ohne weiteres auf die Achsen gepasst hätten. Aber nun gab es kein zurück mehr. Die Achsen wurden mit samt den Felgen wieder verladen und zum Fräsen zu einem Traktormechaniker gebracht. Wenn Jonas nicht der Jonas wäre, hätte man uns dort sicher ausgelacht. Allerdings wurden wir vorgewarnt, dass es einige Zeit dauern wird, da man dort gerade keine Zeit hat.
Am Ende ging doch alles ganz schnell und die neuen Felgen waren das, was wir uns vorgestellt hatten.


Nun kam das grösste Grauen: die Karosserie musste geschliffen werden und das Wetter spielte nicht mehr mit - Im November kann man sich aber auch nicht wirklich über Regen wundern. Das Schleifen und das Streichen zog sich endlose drei Wochen hin. Auf einer Seite war das auch nicht so schlecht, denn täglich entdeckte ich kleine Roststellen, die ich sofort "hammeritieren" konnte.


Endlich war es soweit und das Puzzle konnte zusammengesetzt werden. Kann sich irgendjemand vorstellen, was man empfindet, wenn man 2 Jahre ein Bild vor Augen hat und es dann plötzlich Wirklichkeit wird?


Ich habe von den schwierigsten Stellen Fotos gemacht, um eine Vorlage zu haben. Wer denkt dabei bitte daran, dass völlig gleiche Bretter, völlig verschiedene Lochungen haben???? Ich habe für den Boden von 10 Brettern fast eine Stunde gebraucht, weil jedes Brett seine eigene Stelle hatte. Mancheines passte an eine andere Lochung, lag dann aber schief.... und so wurde gelegt und geschaut, getestet und verworfen, gemischt und geflucht und an der ein oder anderen Stelle eine markante Maserung oder Bohrung gefunden, die ich auf den Fotos vergleichen konnte. 



Ganze 30 Kilometer weiter habe ich dann endlich die letzten Schrauben gefunden und unser Schmuckstück fertiggestellt.


Sie hat 6 Sitze, ein Treppchen, ein Türchen, Holz, einen offenen, aber stabilen Rahmen und Autoreifen. Ist sie nicht ein Traum!?!



Am Wochenende ist Jungfernfahrt mit Isabel und bald auch mal mit Dunja.

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