2013-09-14

Reiter abgestiegen! Es kommt Gegenverkehr...



Pferdetherapeuten schießen aus dem Boden wie Unkraut. Der Markt wird überschwemmt mit Literatur, wie dem "schwierigen Pferd" geholfen werden kann, wie die Probleme des "Problempferdes" gelöst werden können. Manche Tipps sind hilfreich, einige Ideen nichts Neues, wieder anderes ist völliger Schwachsinn. Meine Frage: Wer löst das eigentliche Problem dieser Pferde? Wer therapiert eigentlich die "schwierigen Menschen"? Schult den "Problem- Reiter", damit ER dem Pferd keine Probleme "bereitet"? Ein Pferd ohne Mensch hat eigentlich kaum Probleme.
Wie ich darauf komme? Das erzähle ich gern:
Ein betuchter Nachbar aus dem sogenannten Ostblock steht auf elegante Pferde - Vollblüter. Das PROBLEM bei Vollblütern ist eine extrem ausgeprägte Sensibilität. Er kauft sich also einen Achal Tekkiner. Ein Tier mit Abstammung muss es sein! Ein Hengst - der macht Eindruck! Da schaut auch keiner so genau hin, ob man reiten kann. Schnell muss er sein, denn Galopp geht immer. Und wenn er nach ein oder zwei Jahren nur noch galoppiert, dann ist das kein Problem - schöne Rassepferde verkaufen sich ja leicht. Er bemerkt also, dass sein kaukasisches Vollblut kaum noch zu bremsen ist und - klar: verkauft es. 
Jetzt reitet er aber so gern und liebt Pferde! Da muss er sich doch auch ein eigenes kaufen! Und es sollte wieder ein Vollblut sein, ein Hengst! Also kauft sich unser betuchter Nachbar einen Araber! Und weil es nun einmal so kommt, steht der Araberhengst, mit Stammbaum bis zum Horizont, neben einer Stute, die zusehends "problematisch" wird. Die Lösung liegt auf der Hand: der Hengst wird kastriert! Zur großen Verwunderung aller Beteiligten, ist die Stute damit immer noch nicht therapiert... im Gegenteil! Jetzt kommt sie so richtig in Fahrt, schlägt ihrer Reiterin, einen Monat später, den Oberschenkel entzwei. Zurecht wird das Problempferd... verkauft! Der ehemalige Araberhengst hat glücklicherweise nichts an Temperament verloren, jedoch an Wert! Also ist es auch nicht so verwunderlich, dass man, statt eines neuen Pferdes immer öfter den Reiter sieht - zu Fuß, neben seinem Pferd herlaufend. Folgende "Probleme" machen es dem Pferd immer "schwieriger" den Reiter zu tragen: Mülltonnen! Entgegenkommende Autos! Fußgänger! Radfahrer! Häuser! Wind! Das sind doch hinreichende Gründe! Welches Pferd würde da nicht durchdrehen?!
Die Krönung: da er seinen vierbeinigen FREUND leider noch nicht verkaufen könnte, bot er einer 12jährigen eine Reitbeteiligung an, mit den Worten: es würde ihrer Reiterfahrung sicher helfen...

Ich kann es nicht mehr hören: Problempferd! Das ist ein Unwort. Manche Pferde sind einfach nicht so abgebrüht, dass sie alles ertragen und grobe Fehler tolerieren. Manche Pferde haben Charakter und sind sensibel und manche Pferde sind einfach auch dumm. Das ist aber alles kein Problem, wenn der richtige Reiter das richtige Pferd reitet. Oder der falsche Reiter einfach mal einen Motorradführerschein macht!


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